Aktienkurse steigen
Motorenbauer Deutz: Nach Einstieg ins Rüstungsgeschäft gute Geschäfte an der Börse
- Veröffentlicht: 02.09.2025
- 13:41 Uhr
- Michael Reimers
Die Deutz AG mit Sitz in Köln produziert international erfolgreich Dieselmotoren. In Ersten und Zweiten Weltkrieg stellte Deutz Waffen her und steigt nun erneut ins Rüstungsgeschäft ein.
Der Motorenbauer Deutz übernimmt eigenen Angaben zufolge den Antriebsspezialisten Sobek Group GmbH, womit er sich den Markt für Rüstungsgüter erschließt. Das meldet die Nachrichtenagentur Reuters. Wie Deutz am Dienstag (2. September) mitgeteilt habe, entwickelt und fertigt die Firma Sobek aus Hirschberg elektrische Antriebssysteme, die unter anderem in militärischen Drohnen zum Einsatz kommen.
Börsenwert von Deutz steigt dank Ankündigung
Die Ankündigung, dass die Deutz AG in die Rüstungsbranche einsteigt, kam bei den Anleger:innen an der Börse prompt gut an, so Reuters weiter. Die Titel des Motorenbauers stiegen im vorbörslichen Handel bei Lang & Schwarz um 5,1 Prozent. "Investoren werden den Einstieg in den Markt für Militärdrohnen wahrscheinlich begrüßen, obwohl die Übernahme nicht billig ist und eine Kapitalerhöhung bevorsteht", zitiert die Nachrichtenagentur einen Händler.
Deutz-Vorstandschef Sebastian Schulte hatte erst im August bekräftigt, das Wachstum des Unternehmens auch mit weiteren Zukäufen vorantreiben zu wollen. Deutz hat aktuell 3.590 Mitarebiter:innen und erwirtschafte einen Umsatz in Höhe von 1,8 Milliarden Euro. 2020 war noch von Standortschließungen in Deutschland die Rede.
Sobek hat etwa 70 Mitarbeiter:innen und erwartet im laufenden Jahr einen Gewinn vor Steuern zwischen zehn und zwölf Millionen Euro. Der Kaufpreis entsprecht Deutz zufolge etwa dem Elffachen dieses opertaiven Ergebnisses. Die Finanzierung sei über Kreditlinien abgesichert.
Deutz war "Kriegsmusterbetrieb" der Nazis
Deutz habe auch im Ersten und Zweiten Weltkrieg schon kräftig Waffen produziert, das setze sich jetzt fort, konstatierte Jonah Fischer vom Antikriegsbündnis "Rheinmetall entwaffnen", das zuletzt mit mehreren Aktionen in Köln Aufsamkeit erregt hatte.
Wie die Deutsche Presse-Agentur weiter mitteilte, blockierten die Kriegsgegner:innen am 27. August ein Gebäude der Bundeswehr in Köln. Am nächsten Tag zogen sie in die Nähe des Hauses von Rheinmetall-Chef Papperger und am 29. August demonstrierten sie vor einem Gebäude der Deutz AG, dem Servicelager im Kölner Stadtteil Kalk. Die Polizei sprach von gut 200 Beteiligten.
Demo gegen Rüstungspläne von Deutz
Ein Firmensprecher von Deutz sagte dpa zufolge, das gewaltsame und vermummte Blockieren des Servicelagers im Stadtteil Kalk und die damit verbundene Gefährdung der Mitarbeiter:innen seien inakzeptabel. Das Unternehmen danke der Kölner Polizei für das schnelle Eingreifen und gehe davon aus, dass die Arbeitsabläufe ohne große Verzögerung weiterlaufen können.
An einer weiteren Demonstration gegen Aufrüstung und Krieg des Bündnisses "Rheinmetall entwaffnen" am 31. August in Köln beteiligten sich nach Angaben der Polizei und der Veranstalter zeitweise etwa 3.000 Menschen.
Deutschland, NATO und EU rüsten auf
Seit dem Ukraine-Krieg expandiert Deutschlands Rüstungsindustrie stark. Rheinmetall als größter Rüstungskonzern der Bundesrepublik eröffnete gerade ein neues Artilleriewerk in Niedersachsen und rechnet mit einem Multi-Milliardengeschäft. Keine andere Sparte als Rüstung bringt eine höhere Marge. Auch die NATO rüstet auf, weshalb die Bundesregierung in den nächsten Jahren eine deutliche Aufstockung des Wehretats plant. Dafür wurde bereits die Schuldenbremse gelockert. Außerdem stehen noch Mittel aus dem Sondervermögen zur Modernisierung der Bundeswehr zur Verfügung.
Für Auftrieb sorgte zudem ein Vorstoß von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zur Entsendung multinationaler Truppen in die Ukraine. Nachdem sie der Zeitung "Financial Times" gesagt hatte, diese EU-Pläne seien Teil von Sicherheitsgarantien nach einem Ende des Konflikts und werde von den USA unterstützt, stiegen am 1. September die Börsenkurse der hiesigen Rüstungsunternehmen.
"Die Möglichkeit zusätzlicher Unterstützung für die Ukraine kann sich für europäische Aktien nur positiv auswirken, und die Anleger setzen darauf", sagte Fiona Cincotta, Marktanalystin bei City Index zu Reuters. Im Dax war der Rüstungskonzern Rheinmetall mit einem Plus von 3,5 Prozent der größte Gewinner. Auch die Aktien des Rüstungszulieferers Hensoldt zogen mehr als vier Prozent an, die des Panzergetriebe-Herstellers Renk verteuerten sich um mehr als sieben Prozent.
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- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur Reuters
- Nachrichtenagentur dpa