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Pfalz

Hier wohnten Trumps Großeltern: Merz lädt US-Präsident nach Kallstadt bei Bad Dürkheim ein

  • Veröffentlicht: 14.05.2025
  • 15:56 Uhr
  • dpa
Kallstadt liegt im Landkreis Bad Dürkheim in Rheinland-Pfalz.
Kallstadt liegt im Landkreis Bad Dürkheim in Rheinland-Pfalz.© Uwe Anspach/dpa/dpa-tmn

Ein Kanzler mit Ortskenntnis und ein Präsident mit Familiengeschichte: Warum ein Besuch viel mehr bedeuten würde als bloß Heimattourismus.

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Inhalt

  • Pfälzer Wurzeln, globale Bühne
  • Zwischen Reben und Rückhaltebecken
  • Weltpolitik im Wirtshaus
  • Welcome to Rhineland-Palatinate

Es ist eine Ankündigung, die Bilder im Kopf erzeugt, bevor überhaupt ein Besuchstermin steht: Bundeskanzler Friedrich Merz an der Seite von US-Präsident Donald Trump in der idyllischen Pfalz, ein Glas Riesling in der Hand, ein Kirchturm im Hintergrund. Merz will mit Trump zum Ort von dessen Vorfahren reisen, sollte der Republikaner seine Einladung annehmen. Es wäre ein hochpolitisches Treffen auf historischem Grund.

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"Ich habe ihn eingeladen, nach Deutschland zu kommen, uns zu besuchen in seiner Heimatstadt Bad Dürkheim", verkündete Merz auf dem CDU-Wirtschaftstag in Berlin. Er werde mit ihm dorthin fahren. Der symbolische Gehalt eines solchen Besuchs wäre wohl kaum zu überschätzen – für Deutschland, für die transatlantischen Beziehungen, aber wohl auch für das persönliche Verhältnis der beiden Politiker.

Pfälzer Wurzeln, globale Bühne

Es ist eine Einladung in Zeiten gespannter globaler Lagen – freundlich, aber nicht frei von Kalkül. Merz kennt die Pfalz aus seiner Wehrdienstzeit, Trump kennt sie - wenn überhaupt - nur aus Erzählungen. Seine Großeltern väterlicherseits stammen aus Kallstadt im Landkreis Bad Dürkheim. Ende des 19. Jahrhunderts wanderten sie aus.

An der Weinstraße sieht man den möglichen Prominentenbesuch gelassen. Kallstadts Bürgermeister Thomas Jaworek hat Erfahrung mit derlei Gerüchten. "Ich weiß von aktuellen Planungen nichts", sagt er nüchtern. Natürlich sei ein Besuch denkbar, betont der CDU-Politiker. Die ehemaligen Trump-Häuser an der Freinsheimer Straße gehören inzwischen aber Privatleuten. "Wenn wir dorthin laufen, wären die Eigentümer die Ersten, die man fragt", so Jaworek.

Er würde dem US-Präsidenten das "schmucke Winzerdorf" zeigen und mit ihm in die Kirche gehen, in der Trumps Großeltern getauft wurden. "Ob ihm das überhaupt etwas bedeutet, weiß ich nicht", sagt Jaworek. Optisch mache Kallstadt mit seinen malerischen Gartenlokalen und den Hotels mit Fachwerk auf jeden Fall etwas her. "Wir haben die Blumen bereits gesetzt und sind im Sommer herausgeputzt, für alle Gäste."

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Zwischen Reben und Rückhaltebecken

Mit Trump würde der Bürgermeister gerne über Nachhaltigkeit sprechen - zumal Kallstadt mit seiner "Strategie 2030" eine Modellkommune im Biosphärenreservat Pfälzerwald ist. "Unter anderem ein neues Regenrückhaltebecken: Das sind Themen, die uns vor Ort konkret umtreiben."

Zwischen der großen Geste und der lokalen Realität liegen Welten. Die politische Dimension eines solchen Besuchs sei schwer zu fassen, meint David Sirakov. Der Politikwissenschaftler sieht durchaus Potenzial für Symbolpolitik. Wirkung könne der Besuch entfalten, "wenn das persönliche Verhältnis zwischen Kanzler und Präsident sich entwickelt", sagt der Leiter der Atlantischen Akademie Rheinland-Pfalz.

Ein Grabstein mit der Aufschrift "Gottfried Trump", "Elisabeth Trump" und "Herta Weber". Kallstadt war der Wohnort der Vorfahren von US-Präsident Trump.
Ein Grabstein mit der Aufschrift "Gottfried Trump", "Elisabeth Trump" und "Herta Weber". Kallstadt war der Wohnort der Vorfahren von US-Präsident Trump.© Uwe Anspach/dpa

Doch gerade bei Trump sei fraglich, ob "weiche Faktoren" wie Herkunftsorte oder Familiengeschichte politische Relevanz haben. "Er goutiert klare Ansagen, medienwirksame Auftritte", meint Sirakov. Nicht Blumenbeete und Dorfkirchen.

Vielmehr, so Sirakov, sei die US-Außenpolitik unter Trump von einem transaktionalen Denken geprägt. Weniger Wertegemeinschaft, mehr Interessenabwägung. Deutschland müsse das antizipieren – ohne sich anzubiedern. Ein Balanceakt: Es dürfe keine deutsche Beschwichtigungspolitik sein, sondern europäischer Realismus, betont der Experte.

Merz' Einladung erinnert ein wenig an die sogenannte Saumagendiplomatie des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl (CDU), der Staatsgäste zu dem Traditionsgericht in seine Pfälzer Heimat einlud - um im Wirtshaus Weltpolitik zu verhandeln. So oder so - es würde wohl ein Besuch mit Nebengeräuschen.

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Weltpolitik im Wirtshaus

Denn die von Trump angedrohten Zölle wären eine Belastungsprobe für die rheinland-pfälzische Wirtschaft. Auch ein Teilabzug von US-Soldaten – nach dann nicht umgesetzten Plänen 2020 – gilt als weiterhin möglich. Dies wäre für die Region folgenreich. "Die Wirtschaftskraft der US-Militärpräsenz lässt sich pro Fiskaljahr auf mehr als zwei Milliarden US-Dollar beziffern", sagt Ralf Hechler (CDU), Bürgermeister der Gemeinde Ramstein nahe dem riesigen US-Stützpunkt. Inbegriffen sind etwa Löhne, Mieten und Aufträge für lokale Firmen.

"Falls Trump in Ramstein landet, würde ich ihn selbstverständlich gerne treffen", erklärt Hechler. Merz habe er persönlich kennenlernen können. "Und er kennt Ramstein, weil er bei der Bundeswehr auch in Kusel und Zweibrücken gedient hat." Für Trump habe ein Treffen mit einem Bürgermeister wohl keine Priorität. "Wichtig wäre aber, die deutsch-amerikanischen Beziehungen zu verbessern", so Hechler. Zwar müsse man in gewachsenen Freundschaften etwas aushalten. "Man muss sie aber auch bisweilen hegen und pflegen."

Die rheinland-pfälzische Landesregierung betont, Kallstadt sei sowohl Heimat der Vorfahren von Familie Trump als auch von Familie Heinz, weltweit bekannt für "Heinz Ketchup". Sie seien damals aus der bitterarmen Pfalz nach Amerika geflohen, um ihr Glück zu finden. Beide Familien gründeten sehr erfolgreiche Unternehmen. "Das zeigt, dass gelungene Integration ein Einwanderungsland stark machen kann." Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD) würde Donald Trump gerne das Hambacher Schloss zeigen, Wiege der Demokratie. "Er bietet sich auch gerne als Übersetzer Pfälzisch/Englisch an."

Welcome to Rhineland-Palatinate

Dass US-Präsidenten Rheinland-Pfalz nicht fremd ist, zeigt ein Blick zurück: Ronald Reagan in Bitburg, George Bush senior in Mainz, Bill Clinton in Ingelheim, Barack Obama in Landstuhl. Trump selbst machte 2018 und 2019 Tankstopps in Ramstein. Nun könnte sich eine Bühne bieten, auch mit dem Bau eines neuen US-Krankenhauses unweit der Air Base. 2027 soll das Klinikprojekt übergeben werden. Vielleicht ja mit Trump vor Ort - und mit Merz an seiner Seite.

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:newstime vom 14. Mai 2025 | 19:45
Episode

:newstime vom 14. Mai 2025 | 19:45

  • 25:56 Min
  • Ab 12