Nervenprobe im Bundestag
"Vielleicht musste diese Schrecksekunde sein": Linnemann über Zitterwahl von Merz
- Aktualisiert: 07.05.2025
- 05:11 Uhr
- Franziska Hursach
Die Kanzlerwahl für Friedrich Merz wurde zur historischen Zitterpartie. CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann gibt Einblicke in die angespannte Stimmung hinter den Kulissen.
Das Wichtigste in Kürze
Friedrich Merz ist erst im zweiten Wahlgang zum Bundeskanzler gewählt worden – eine Verschiebung auf Freitag konnte knapp verhindert werden.
CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann sprach in mehreren TV-Auftritten über seine Erschöpfung und die große Anspannung innerhalb der Koalition.
Trotz Unterstützung durch die Linke bei einer Verfahrensfrage betonte er: "Der Unvereinbarkeitsbeschluss gilt."
Friedrich Merz ist nach einem zunächst gescheiterten ersten Anlauf schließlich zum Bundeskanzler gewählt, ernannt und vereidigt worden. Der zweite Wahlgang war nötig geworden, nachdem er im ersten nicht die Mehrheit erlangen konnte.
Bei WELT TV haben unter anderem CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann, Grünen-Vorsitzende Franziska Brantner und der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD) über die historische Zitterpartie bei der Kanzlerwahl gesprochen.
Ganz unverblümt gestand Linnemann: "Vielleicht musste diese Schrecksekunde sein, damit alle wissen, worum es geht, nämlich Verantwortung".
Linnemann: "So schlimme Anspannung"
Aus seiner Enttäuschung und Erschöpfung machte er keinen Hehl: "Ich war fertig. Habe ich nicht mit gerechnet". Er sei davon ausgegangen, "dass wir im ersten Wahlgang das Ding durchziehen." Mit 18 Stimmen aus der eigenen Koalition hätten sich letztlich "ja schon viele" verweigert.
Die Anspannung sei "so schlimm" gewesen, dass er froh sei, dass der Tag nun vorbei sei. "Am Ende ist die Kurve ja geschafft", führte er weiter aus, "und lieber jetzt so zu starten und am Ende gut durchs Ziel zu kommen, als so zu starten wie bei der Ampel."
Zweiter Wahlgang am Freitag wäre "katastrophal"
Wie erleichtert er ist, erklärte Linnemann auch in der ZDF-Sendung "Markus Lanz". Eine Verschiebung der Wahl auf Freitag (9. Mai) wäre "katastrophal" gewesen - ein Machtvakuum über mehrere Tage hätte sich Deutschland nicht leisten können.
Da ein zweiter Wahlgang am selben Tag ohne eine Zweidrittelmehrheit zur Änderung der Geschäftsordnung nicht zulässig gewesen wäre, suchte die Union auch das Gespräch mit der Linken - trotz des bestehenden "Unvereinbarkeitsbeschlusses", der eine Zusammenarbeit mit dieser Partei ausschließt.
Linnemann betonte jedoch, dieser Schritt sei rein verfahrenstechnischer Natur gewesen und keine politische Annäherung. Solche Abstimmungen zwischen den Parlamentarischen Geschäftsführer:innen habe es auch in der Vergangenheit gegeben. "Der Unvereinbarkeitsbeschluss gilt", stellte er klar.
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